Nach 16 Jahren, 656 Konzerten und wie er selbst sagt „einem Riesenhaufen Stücke“ räumt Jonathan Nott diesen Monat das Büro des Chefdirigenten im zweiten Stock der Mußstraße 1. Den Engländer verschlägt es zum „Orchestre de la Suisse Romande“ an den Genfer See. Die Schweizer dürfen sich auf einen ausdrucksstarken, temporeichen Chef freuen, der sein Dirigat mit Energiemengen ausfüllt, als hätte er davon unendlich. Doch jetzt sitzt Nott entspannt unter den beiden Aston Martin-Modellen auf seinem Wandregal, schiebt einen Stapel Partituren aus der Nachmittagsprobe beiseite und wartet auf unsere Fragen.
Was ist typisch deutsch? Und gibt es so etwas wie die „deutsche Seele“? Getrieben von der Sehnsucht, durchaus heiter und leicht „die Kultur, in der wir leben, in allen Tiefen und Untiefen zu erkunden“, haben die Philosophin Thea Dorn und der Schriftsteller Richard Wagner in ihrem Lesebuch ein facettenreiches Mosaik des Deutschen in vielen Kapiteln zusammengetragen. Das E.T.A.-Hoffmann-Theater bringt es mit einem musikalischen Theaterabend unter der Regie von Stefan Otteni in kräftigen Farben auf die Bühne.
Das großzügige Licht der Bühnenscheinwerfer reicht bis ins Publikum. Im hellen Halbdunkel von Reihe fünf, direkt hinter dem Dirigenten, sitzt es sich ungewohnt, vielleicht auch, da kein weiterer Zuhörer im Saal ist. Die Symphoniker plaudern munter in Kapuzenpulli oder buntem Hemd, werfen ab und an Blicke von der Bühne und warten auf ihren Chef.
Soweit ich mich erinnern kann, haben wir bislang immer Urlaub in den Bergen gemacht. Meine Jugendfreunde und ich sind Mountainbiker, wir kennen Südtirol, das Allgäu und Berchtesgaden. Etwas zu gut. Der diesjährige Sommer sollte anders werden, wir wollten länger und weiter weg. Die Wahl fiel auf Norwegen.