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Once in a lifetime… maybe twice… Hawaii
Dunkel Hell

Once in a lifetime… maybe twice… Hawaii

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  • Circa fünf Flugstunden von der US-amerikanischen Westküste entfernt liegen die hawaiianischen Inseln. Es ist mir völlig schleierhaft, wie die Polynesier vor über 1500 Jahren zu diesem Archipel mitten im pazifischen Ozean gelangen konnten – ich bin ja schon stolz darauf, die Nullen und Os in meinem Esta-Antrag richtig eingetippt zu haben, sodass ich den Flieger besteigen darf.

Nach jahrelanger Überzeugungsarbeit und akribischer Planung meines Bruders sind Flüge, Unterkünfte und Mietwagen für die ganze Familie gebucht, die Koffer gepackt und der Once-in-a-lifetime-Urlaub kann beginnen. Die Reise ist lang, aber der Aufwand soll sich lohnen.

Hawaii hält, was die Klischees versprechen: Flughafenmitarbeiter, Hotelpersonal und Supermarktkassierer sind in bunte Hawaiihemden gekleidet, talentierte Surfer tanzen auf den Wellen und an jeder zweiten Straßenecke bieten Händler mundgerecht geschnittene Ananas und Blütenketten an. Sogar die Männlein-Weiblein-Bildchen an den Toiletten sind mit Hibiskusblüten im Haar geschmückt. Wenn sie nicht gerade Frisuren ziert, hebt sich die bunte Blütenpracht, vor allem die Nationalblüte Plumeria, gegen den strahlend blauen Himmel und das Dunkelgrün der Bäume und Sträucher ab. In Waikiki und an vielen anderen Orten spürt man deutlich, dass der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig auf der Inselgruppe ist. Dennoch gibt es etwas abseits der Touristenströme auch menschenleere Strände, einsame Aussichtspunkte und Rundwege durch den Regenwald, auf denen wir kaum auf andere Menschen treffen.

Blüten überall. Foto: Ann-Charlott Stegbauer

Jede der Inseln hat ihr eigenes Gesicht, da fällt die Wahl der Reiseroute nicht leicht. Oahu, Big Island und Maui sollen es für uns sein. Hawaii ist zwar flächenmäßig überschaubar, aber die landschaftliche Vielfalt ist unglaublich. Die Vulkane, die die Inseln schufen, sind auch heute noch prägend für die Natur. Auf Big Island qualmt es aus Spalten im Boden, und als wir in der abendlichen Dunkelheit über den Krater blicken, können wir das rote Leuchten der Glut klar erkennen. Die Erde schläft nicht, ein erneuter Ausbruch ist jederzeit möglich. In diesen Gebieten gibt es keine riesigen Hotels mehr – dafür ein Bed and Breakfast, und was für ein Breakfast! An einem liebevoll mit tropischen Blüten dekorierten Tisch werden wir von der Landlady mit Papayas und Pancakes verwöhnt. Auch an den Stränden ist der vulkanische Ursprung unverkennbar: neben weißem gibt es auch schwarzen, roten und grünen Sand.

Während einer Catamaranfahrt vor der Küste Waikikis beherrsche ich mich noch und lasse meine Kamera brav in den sicheren Trockenboxen. Als wir bei unserer Inselrundfahrt auf Oahu allerdings die erste Meeresschildkröte am Strand entdecken, gerät meine eiserne Regel, das neue Spielzeug keinesfalls im Sand aus der Tasche zu holen, schnell in Vergessenheit. Zu groß ist die Begeisterung über den Stein, der sich bei näherem Hinsehen als Panzer entpuppt. Die Schildkröte lässt das Shooting geduldig über sich ergehen und bietet ein lebendes Beispiel für die hawaiianische Gelassenheit, die auf den T‑Shirts in den Souvenirläden angepriesen wird. Der Ehrenplatz über meinem Bett ist ihrem Poster sicher.

Hawaiianische Gelassenheit. Foto: Ann-Charlott Stegbauer

Und noch einen Meeresbewohner lernen wir näher kennen: Manta-Rochen. Da die Tiere sich in der Dunkelheit am besten zeigen, geht es erst abends mit dem Boot hinaus aufs Meer. In Neoprenanzügen und mit einem kleinen Leuchtstab an der Taucherbrille hängen wir uns im Wasser an eine Art beleuchtetes Surfbrett und warten, bis sich im Licht genug Plankton angesammelt hat, um die Rochen anzulocken. Und wir haben Glück: Viele Minuten lang kreisen die gespenstisch aussehenden Kreaturen mit ihren riesigen Maulöffnungen direkt unter uns.

Ein weiteres Highlight ist die Road to Hana, die sich entlang der Nordküste Mauis durch wahre Landschaftswunder schlängelt. Unzählige Wasserfälle, gigantische Pflanzen, Brücken und atemberaubende Ausblicke machen die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis – was macht es da schon, wenn man plötzlich ohne Vorwarnung mit seinen Turnschuhen mitten in einem Bach steht, um ein Stück Regenwald zu durchqueren? Die hawaiianische Sonne trocknet sie schnell.

Plumerias. Foto: Ann-Charlott Stegbauer

Beim Durchlesen merke ich, dass dieser Text ein bisschen wie aus dem Werbekatalog klingt – und genau so habe ich es empfunden. Hawaii ist ein herrliches Fleckchen Erde, auf dem es unendlich viel zu entdecken gibt und dessen Schönheit uns immer wieder überwältigt hat. Und so hoffe ich sehr, dass diese Reise, so toll sie auch war, doch kein Once-in-a-lifetime-Trip bleibt.

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