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Pass the mic!
Dunkel Hell

Pass the mic!

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  • Chabos wissen wer die Barbie ist: Bekannter deutscher Rap ist vor allem männlich. Deshalb Bühne frei für queer und female Rap.

Guck, das Ding ist, ich hab’ nichts gegen Emanzipation, doch Frauen haben halt mit echtem Hip-Hop nichts zu tun“ rappt Edgar Wasser ironisch im Song „Bad Boy”. Was für ihn eindeutige Ironie ist, ist für viele Deutsch-Rap-Fans immer noch Standard. Bushido rappt beispielsweise „Nur weil du eine Frau bist und man dir in den Bauch fickt, heißt das nicht, dass ich dich nicht schlage, bis du blau bist” und wählt somit Lines, die eindeutig frauenverachtend und sexistisch sind.
Wir wollen diesem Rap nicht noch mehr unverdiente Sendezeit geben und uns stattdessen Menschen widmen, die mit Inhalten glänzen. Denn anders als vom Mainstream angenommen, gibt es viele Frauen und nicht binäre Menschen im deutschsprachigen Rap-Game, die richtig was auf dem Kasten haben. Wir stellen ein paar dieser MCs vor, zeigen euch, über was sie rappen und erklären ihre Einflüsse.

Du findest die Rapper*innen auch auf unserer Spotify-Playlist:

Rapper*innen:

Juju

Judith Wessendorf, ein echtes Berliner Mädchen aus Neukölln, das sich ab 2014 mit Nura und dem daraus entstandenen Duo „SXTN“ schnell in dem von Männern dominierten Deutschrap ganz an die Spitze der beliebtesten Party-Tracks rappte. Seit 2019 ist Juju nun solo unterwegs und das ziemlich erfolgreich. In ihrem neuen Album zeigt sie sowohl ihre gefühlvolle Seite, als auch die Assi-Queen, die wir kennen und lieben.

Fiva

Fiva — eigentlich Nina Sonnenberg — hatte 1999 ihren ersten Rap-Auftritt, ist 2019 mit ihrem siebten Album „Nina” getourt. Sie ist wohl eine der wichtigsten Frauen im Deutschrap. In ihren Texten geht es um Alltagsgedanken und ‑emotionen bis hin zu politischen Texten oder Normhinterfragungen. Fiva strahlt bei Konzerten unglaublich viel positive Energie aus, erzählt Geschichten von sich und anderen in Reimformen oder Wortketten. Sie kommt aus München und ist auch Fernseh- und Radiomoderatorin.

Ebow

In Deutschland geboren, Architekturstudium in Wien, kurdische Eltern: Ebow vereint viele Einflüsse, ist inhaltlich aber immer eindeutig. Im Album “K4L”, 2019 erschienen, thematisiert sie kulturelle Aneignung, setzt sich für Feminismus ein und positioniert sich klar gegen rechts. Ihre bekanntesten Tracks sind “Punani Power”, “K4L” und “Das Wetter”. Ebow liefert Musik zum Empowern und Zusammenhalten – mit direkter und derber Sprache.

Haiyti

Ronja Zschoche, geboren in Hamburg, wechselte ein paar Mal ihren Namen bis schließlich Hayiti blieb. So abwechslungsreich wie ihr Name ist auch ihre Musik, denn sie mischt den klassischen Deutsch-Rap auf, indem sie mit ihrer Stimme experimentiert. Mal schreit, mal singt sie. Ihre Stimme bricht und das muss so sein. Auf jeden Fall ist sie kein Mainstream, aber das will sie auch gar nicht. Fun Fact: Das Video zu Coco Chanel wurde in derselben Villa auf Ibiza gedreht, in der auch das Skandalvideo um H.C. Strache aufgenommen wurde.

Mavi Phoenix

1995, als Marlene Nader in Linz geboren, zu Schulzeiten als Support von Bilderbuch auf Tour und heute Produzent des eigenen Labels LLT Records. Mavi Phoenix, der für sich das männliche Pronomen er verwendet, zeigt in akzentfreiem Englisch wie Autotune funktioniert. Auf die rebellischen Lo-Fi Beats performt Mavi Lyrics, die vielschichtig sind und unter anderem die mangelnde Anerkennung von Beziehungen „Abseits der Norm“ kritisieren.

Kerosin 95

Kerosin 95 – das ist queerer, feministischer Hip-Hop. Rap, der schonungslos ehrlich gesellschaftliche Missstände aufdeckt, der kämpferisch ist. „Alle haben Dreck am Stecken, Kerosin hat die Seife“, heißt es in „Außen hart, innen flauschig”. Als Vorband von Fiva MC oder zusammen mit drei anderen Wiener Musikerinnen als My Ugly Clementine rockt Kerosin jetzt schon sämtliche Bühnen in Deutschland und Österreich. Das erste Album soll 2020 erscheinen. Kerosin definiert sich weder als Frau noch als Mann.

KeKe

Mit einer Ausbildung zur Jazzsängerin fand die gebürtige Wienerin KeKe ihren Start in der Musikwelt. Seit 2019 ist sie durch erfolgreiche Features im Deutsch-Rap angekommen. Auf dem Solo-Album “Kiox” des Kraftklub-Sängers Felix Kummer und auf „Trettmann” von Trettmann und Kitschkrieg ist KeKe bei jeweils einem Song beteiligt. Dort sorgt sie in „Aber nein” und „Wenn du mich brauchst” für catchy Refrains und Top-Punchlines. Aber auch Solo startet KeKe durch und steht dabei immer für Selbstbewusstsein, Body-Positivity und Frauenpower.

Künstler*innen am Rand der Rap-Bubble:

Mine

Mine kann alles: euphorische, positive Pop-Songs (wie „90 Grad” oder „Hinterher”), aber auch schwere, emotionale Lieder (wie „Schwer bekömmlich” oder „Nichts”). Es sind Lieder über sie selbst, über Schicksale, über alles, was man mit sich und einem selbst weiterträgt. Ihre Stimme ist dabei immer glasklar, mal laut, mal leise. Auf dem Album „Alle Liebe Nachträglich” singt und rappt Mine zusammen mit Fatoni über alle Facetten zwischenmenschlicher Beziehungen. Sie arbeitet viel mit anderen Künstler*innen zusammen, so auch beispielsweise mit den Orsons oder Giulia Becker.

Alli Neumann

Als Kind spielt Alli 50er Jahre-Mucke im Altersheim. Dann Folk und Blues, oder „Krach“ wie es ihre Großeltern nennen. Heute macht sie Pop à la Neue Deutsche Welle. Ihre Stimme: eine Mischung aus Nina Hagen und Nena. Mit sechs Jahren zieht Alli mit Eltern und Schwestern von Polen nach Nordfriesland. Schnell war ihr klar: „Du wirst niemals normal sein. Anpassung ist ‘ne Mission impossible“. Zum Glück. Alli begeistert mit Selbstbewusstsein und sprühender Energie. Ihre Songs sind modern und weit weg von glattem Kuschelpop. Das Ende des Patriarchats in der Musikindustrie könnte kaum geiler klingen.

Josi Miller

Josi Miller hat sich vor allem als Hip-Hop DJ einen Namen gemacht, war z.B. Live-DJ für Trettmann und legt regelmäßig auf. Daneben produziert sie, singt, moderiert im Radio und ist Host des Deutschrap-Podcasts „Deine Homegirls”. Zusammen mit Musikjournalistin Helen Fares und wechselnden Gästen spricht sie dort über aktuelle (Hip-Hop-) Themen.

°awhodat°

In „Intro“ rappt Trettmann „Splash schwarz-weiß, Colors schwarz-weiß. Big up °awhodat°. Alles schwarz-weiß“. Damit gibt er Props an °awhodat°, die Teil des Trios Kitschkrieg ist. An der Seite von Fizzle und Fiji Kris produziert sie für viele deutsche Acts wie beispielsweise Trettmann, Haiyti und Joey Bargeld. Während sich ihre Kollegen um die musikalische Seite der Produktion kümmern, setzt sie die Künstler*innen in Videos und auf Fotos in Szene. Ob beim Video zu „Standard“ oder bei Trettmanns Instagram Feed – °awhodat° schwört auf schwarz-weiß und die Künstler*innen werden dadurch so erst richtig zur Marke.

Außerdem solltet ihr unbedingt diese Künstler*innen auschecken:

Ace Tee, Antifuchs, Badmòmzjay, Bandita34, Eunique, Genuva, Haszcara, Hava, Katja Krasavice, Kitty Kat, Lary, Layla, Leyya, Mashanda, Malsha, Mel, Mrs Nina Chartier, Namika, Nura, Pilz, Presslufthanna, Rola, Salwa Benz, Shirin David, Sookee, SXTN, Visa Vie, YAEL, Yasmo, Zalia

Ganz easy kannst du dir unsere Empfehlungen in der “Pass the mic!” Spotify Playlist anhören.

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