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Vergessen wir den Klimawandel nicht!

Vergessen wir den Klimawandel nicht!

  • Krisenmanagement auf wissenschaftlicher Basis – Wie das geht, lernen wir gerade anhand der Corona-Pandemie. Genau dieses Vorgehen sollten wir auch auf den Klimawandel übertragen.

Ein strahlend blauer Himmel ohne Kondensstreifen. Eine kalte Sonne lockt erste Blüten aus ihrem Versteck. Die Straßen sind menschenleer und es ist kaum etwas zu hören. Das Covid-19-Virus zwingt die Welt zum Innehalten und die Natur profitiert vom Stillstand.

In China sind die CO2 –Emissionen im Februar um ein Viertel gesunken, weil viele Fabriken vorübergehend still gelegt wurden. Auch die Stickstoffbelastung der Luft vor Ort ist um 30% zurückgegangen. Das Land mit dem höchsten CO2 –Ausstoß war gezwungen, Verkehr und Produktion herunterzufahren.

Das Virus zwingt uns zum Handeln

Vergleichbare Auswirkungen auf die Umwelt sind durch die Corona-Krise weltweit zu erwarten, jedoch wahrscheinlich nur vorübergehend. Trotzdem wäre es falsch, von einem positiven Effekt der Pandemie zu sprechen. Es ist tragisch, wie viele Menschen täglich an Covid-19 sterben. Das Virus zwingt uns zum Handeln. Die bundesweiten Ausgangsbeschränkungen haben zuletzt unseren Alltag komplett umgekrempelt. Unsere sich stets in Bewegung befindende Welt steht still und wir stehen einem Vakuum füllbarer Zeit gegenüber. Die soziale Isolation bedeutet zugleich Konfrontation mit uns selbst. Und bevor der Planet wieder die gewohnte Rotation annimmt, haben wir die Chance unseren Lebensstil zu überdenken.

Überschneidungspunkte von Corona und dem Klimawandel

Wir können aus der Corona-Krise etwas Wichtiges für die Klimakrise lernen: Es hilft nicht zu warten, bis die Katastrophe im eigenen Land angekommen ist. Globale Lösungen, Solidarität und persönliche Einschränkungen sind auch für den Klimaschutz notwendig. Das Virus zeigt wie wichtig es ist, wissenschaftliche Erkenntnisse ernst zu nehmen – und das am besten vor einer Eskalation. Es gibt also Überschneidungspunkte, trotzdem reagiert die Politik in der Klimakrise nicht effizient genug.

Doch es gibt bereits einen Krisenstab – die Messlatte wissenschaftlicher Fakten, an denen wir unser Handeln ausrichten sollten. Wir dürfen auch in Zeiten von Covid-19 den Klimawandel nicht aus den Augen verlieren. Damit das nicht passiert, nochmal zur Erinnerung:

1. Temperaturanstieg

Die globale Durchschnittstemperatur ist um ca. 1°C im Vergleich zum Zeitraum 1850–1900 gestiegen. Etwa die Hälfte des Anstiegs erfolgte in den letzten 30 Jahren. 97,1% der Wissenschaftler*innen sind sich einig, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wird und wurde.

2. Gefahren für Mensch und Umwelt

Es sind in einigen Regionen bereits Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Starkregen und Waldbrände spürbar und die Gefahr für solche Ereignisse nimmt durch den weltweiten Temperaturanstieg weiter zu. Zudem ist die menschliche Gesundheit durch Versorgungsknappheit und die schnellere Verbreitung von Krankheiten gefährdet. Außerdem steigt die Wahrscheinlichkeit militärischer und sozialer Konflikte sowie Migrationsbewegungen durch die zunehmende Wasser- und Nahrungsmittelknappheit.

3. Artensterben

Die Artenvielfalt ist durch das menschliche Nutzungsverhalten extrem bedroht. Landwirtschaft, Infrastruktur, invasive Arten und Übernutzung bedrohen natürliche Lebensräume. Hinzu kommt die Erderwärmung als Risiko-Vervielfacher, da durch die Veränderung klimatischer Bedingungen Lebensräume verändert und reduziert werden.

Die Ozeane nehmen 90% der Wärme und 30% des weltweiten CO2 auf, weshalb es zu einem Anstieg des Meeresspiegels und einer Versauerung und einem Sauerstoffmangel in den Meeren kommt. Dadurch werden maritime Lebensräume, insbesondere Korallenriffe, zerstört und Meerestiere sterben aus.

4. Kippelemente und Rückkopplungseffekte

Man kann es sich wie bei einer Dominoreihe vorstellen. Bei der kleinsten Berührung fällt ein Stein um und setzt einen unaufhaltsamen Effekt in Bewegung. Kippelemente sind gefährdende Bestandteile der Erde, die bei der Überschreitung eines Schwellenwertes globale und irreversible Auswirkungen hervorrufen. Positive Rückkopplungseffekte sind systeminterne Verstärker eines Vorgangs. Übertragen auf die Dominoreihe würden Rückkopplungseffekte dafür sorgen, dass die Steine beispielsweise immer schneller umfallen. Es gibt global drei Kippelemente:

  • Eiskörper und Permafrostböden in Russland schmelzen durch die globale Erwärmung. Durch die Umwandlung von Eisschichten in Wasser wird Sonnenlicht absorbiert anstatt reflektiert, da dunkle Oberflächen Licht aufnehmen. Das erzeugt wiederum den Eis-Albedo-Effekt, da durch die Erwärmung des Wassers weiteres Eis schmilzt. Bei der Auflösung der Permafrostböden in Russland wird Methan freigesetzt, das die Atmosphäre zusätzlich erwärmt.
  • Die globalen Strömungssysteme sind ebenfalls vom Klimawandel betroffen. So kommt es beispielsweise beim Golfstrom und dem Jetstream zu einer Verlangsamung, während der indische Monsun häufiger Extremwetterereignisse hervorrufen könnte.
  • Viele Ökosysteme sind von der Erderwärmung bedroht und ändern ihre Struktur. Abholzung und weniger Niederschläge verändern den Amazonas-Regenwald, der ein Viertel des globalen Austausches von CO2 übernimmt
5. Timing

Damit die Erderwärmung nicht über 1,5°C steigt, müssen die Treibhausgasemissionen in den nächsten 20 bis 30 Jahren auf null reduziert werden. Die 1,5°C Grenze haben sich auch die 197 Staaten beim Pariser Klimaabkommen zum Ziel gesetzt. Mit der momentanen weltweiten Politik steuern wir jedoch auf eine Erwärmung von 3°C zu. Für alle diese Szenarien ist es notwendig, CO2 wieder künstlich aus der Atmosphäre zu entfernen. Die Aufforstung ist eine einfache Methode, um CO2 aus der Luft zu filtern. Momentan wird an vielen Konzepten zur künstlichen CO2 – Entnahme geforscht, diese sind jedoch oft sehr aufwendig und teuer.

Flatten the curve – das gilt auch für die globale Erwärmung

All die genannten Punkte existieren weiter und sollten trotz der aktuellen Situation nicht ganz aus unserem Bewusstsein verschwinden. Selbst wenn Fridays for Future sich jetzt erstmal in den digitalen Protest zurückgezogen hat, ist der Klimawandel noch genauso real und gefährlich wie zuvor. Die Corona Pandemie macht deutlich, wie wichtig wissenschaftliche Fakten in Krisensituationen sind. Nur mit einem guten, frühzeitigen Krisenmanagement können wir eine Eskalation vermeiden. Flatten the curve – das gilt auch für die globale Erwärmung. Der Klimawandel entwickelt sich zwar nicht so schnell wie das Virus, trotzdem steigt die Kurve beharrlich weiter. Klar ist, dass die Bekämpfung von Corona gerade die dringlichste Aufgabe ist. Wir können aber aus dem Umgang mit Covid-19 einiges für die Herausforderung der Klimakrise lernen.

Wir wissen nicht, wie die Welt nach Corona aussehen wird. Aber wir haben jetzt die Möglichkeit uns auszumalen, wie sie aussehen sollte.

Wer sich weiter informieren will: Scientists for Future hat noch mehr Fakten und weiterführende Quellen zusammengefasst:

https://www.scientists4future.org/stellungnahme/fakten/

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